Grundsätzlich: wo Gitarren und Strom zusammen kommen, kann nichts Schlechtes entstehen. Rock regiert. Zumindest theoretisch. In der Praxis passiert es leider immer wieder, daß mir beim Entdecken von Musik der Hals platzt. Ich halte eine CD in den Händen und frage mich: Was soll der Unsinn? Ja klar, mögt Ihr denken. Die beim METAL HAMMER haben´s gut. Den ganzen Tag coole Mucke in voller Lautstärke hören, abends in die Konzerte rennen, weiter Mucke hören, und am nächsten Morgen wieder von vorn. Und bezahlen müssen die ihre Musik auch nicht, die bekommen ja alles umsonst. Irrtum, liebe Freunde. Irrtum. Denn aus dem betörend raschelnden Umschlag purzelt folgendes Kleinod in meine Hände:
Noch bevor die von der grashüpferfarbenen Verpackung schreckgeweiteten Augen an das Großhirn den Befehl: “Weg damit!” funken können, schaltet sich meine Ratio ein: “Hör doch erst mal rein. Vielleicht ist es ja ganz ulkig.” Na gut, überredet. Will ja kein miesepetriger Miesepeter sein. Ein Blick auf die Info zum Album verstärkt jedoch das ungute Gefühl. Hinter dem Projekt stecken sowohl Leute von Badesalz als auch Rebellion (was an sich nicht schlecht sein muss, nur ist mir die Mischung aus Metal und Comedy zutiefst zuwider.) Und so nimmt das Grauen seinen Lauf: Riffe aus dem Baukasten, Texte aus dem Englisch-Grundkurs: “I Want An IPod In My Head – Before I`m Dead. I Want Some Speakers – In My Eye. Before I Die.” (Track ‘Ipott’). Oder “I Went To Your Party Yesterday. And Met Your Friends, All Dressed In Grey. Talking Art And Poetry, They Could Have Spoken Greek To Me” (Track ‘Primitive’). Weitere Kostproben aus ‘Ebay’ oder ’Metal Bürohengst’ sparen wir uns an dieser Stelle, denn das Prinzip “Wir renken uns einen Reim zusammen” haben wohl alle verstanden. Wir haben also: vollkommen belanglose Musik, unfassbar bescheuerte Texte, ein netzhautverbrennendes Coverartwork. Und die leise Angst, daß die Herren mit Gift Dwarf wirklich einen Gift(grünen)zwerg meinen könnten.
Jetzt mal ehrlich – es ist ja prima, wenn sich Leute zum Musik machen zusammen finden. Und es ist auch ehrenwert, wenn die gemeinsam erdachte Musik für (meist unkritische, weil befreundete) Mitbürger konserviert wird. Aber muss davon gleich eine offizielle CD-Auflage gepresset werden? Müssen für diesen Quatsch Plastik verarbeitet, Papier bedruckt, Kartons gepackt, LKW beladen, Regale beräumt, Datenbanken befüllt, Umschläge beklebt und Postboten belastet werden? Ich meine – jetzt alle mal bitte Hand auf´s Herz: WER KAUFT DAS? Würde mich mal interessieren.
(Mittlerweile schallt aus Herrn Schnabels Rechner wieder misantropes Geschrote. Jetzt geht´s mir schon wieder besser.)
Grüße aus dem Irrsinn
Jakob